In Memoriam
Arthur Miller ist tot
Der weltberühmte Dramatiker und Moralist Amerikas erlag einem Krebsleiden
In Arthur Miller wohnte der tiefe, ungebrochene Ernst eines Osteuropäers. Als Kind polnisch-österreichischer Juden wurde er am 17. Oktober 1915 im New Yorker Stadtteil Harlem geboren. Sein Vater hatte es dort als Kleiderfabrikant allmählich zu Wohlstand gebracht, doch platzte der schöne Traum von Geld."Ich glaube, dass es etwas im Menschen gibt, das allen tief greifenden Veränderungen widersteht. Eine Art Atavismus, der Vergangenes bewahren, einen physischen Zustand erhalten will", sagte Miller erst vor knapp drei Jahren. Das aus familiären wie persönlichen Erfahrungen in die eigene Existenz Eingeschriebene wollte Miller denn auch stets wahren und wiederbeleben.
Vom Sturz des Menschen, seiner Angreifbarkeit, von der schicksalhaften Unbehaustheit (nicht nur einer Auswandererfamilie) erzählt Millers Werk. An und in der für seine Familie äußerst folgenschweren Wirtschaftskrise hat sein schreiberisches Schaffen seinen Ausgang genommen.
Er hat der Amerikanischer Traum für Illusion gehalten.
Im berühmtesten Bühnenwerk, Tod eines Handlungsreisenden, für das Miller 1949 den Pulitzerpreis erhielt.
"Theater hier ist eine reine geschäftliche Angelegenheit", bekannte er missmutig ein und war zugleich erfreut über die Beliebtheit seiner Stücke in Europa. Miller war einer der letzten Vertreter des psychologisch-realistischen Illusionstheaters, das selbst am traditionalistischen amerikanischen Dramenhimmel freilich vielfach überholt war; er nahm sich Ibsen zum Vorbild. Seiner moralischen Größe hat das keinen Abbruch getan.
Gefahren und Risiken des Existierens hat der schnell zur lebenden Legende der amerikanischen Dramatik gewordene Autor in seinem Leben stets mitgetragen und sie im Auftrag seines einbekannten Wahrheitsbewusstseins an das Publikum weitergegeben. Als mittlerweile knapp 90-Jähriger hat er, lange Zeit als "Gewissen der amerikanischen Nation" begriffen – für Europa unhörbar – noch die Bush-Politik im Irak kommentiert.
Politisches Bewusstsein und das Gespür für die richtige Seite, das hatte Miller schon früh, da war er noch Lagerarbeiter oder (manchmal parallel) so genannter Nacht-Journalist in kleinen Zeitungen, um sich sein Literatur- und Theaterstudium finanzieren zu können.
Und später, als er während der McCarthy-Ära in den 50er-Jahren als "Anhänger der Kommunisten" angeklagt war, hat er seine Standhaftigkeit so unter Beweis gestellt, wie es sich für einen mit Marilyn Monroe an den Rand des Glamours gekommenen (Ehe-)Mannes ziemte: Der Vorwurf "unamerikanischer Aktivitäten" wäre vom damaligen Vorsitzenden einen Tag vor dem Verhandlungstermin zurückgenommen worden, wenn sich die Monroe mit dem Beamten fotografieren hätte lassen. Monroe und Miller entschieden sich für die "Staatsfeindschaft". Ein Jahr später wurde die Klage fallen gelassen.
Er war mit zwei großen Frauen des 20. Jahrhunderts verheiratet. Nach seiner fünfjährigen Ehe mit Monroe hat er 1962 die aus Österreich gebürtige, vor fast genau zwei Jahren verstorbene Fotografin Inge Morath geheiratet.
Er war ein Widerstandler.
Der weltberühmte Dramatiker und Moralist Amerikas erlag einem Krebsleiden
In Arthur Miller wohnte der tiefe, ungebrochene Ernst eines Osteuropäers. Als Kind polnisch-österreichischer Juden wurde er am 17. Oktober 1915 im New Yorker Stadtteil Harlem geboren. Sein Vater hatte es dort als Kleiderfabrikant allmählich zu Wohlstand gebracht, doch platzte der schöne Traum von Geld."Ich glaube, dass es etwas im Menschen gibt, das allen tief greifenden Veränderungen widersteht. Eine Art Atavismus, der Vergangenes bewahren, einen physischen Zustand erhalten will", sagte Miller erst vor knapp drei Jahren. Das aus familiären wie persönlichen Erfahrungen in die eigene Existenz Eingeschriebene wollte Miller denn auch stets wahren und wiederbeleben.
Vom Sturz des Menschen, seiner Angreifbarkeit, von der schicksalhaften Unbehaustheit (nicht nur einer Auswandererfamilie) erzählt Millers Werk. An und in der für seine Familie äußerst folgenschweren Wirtschaftskrise hat sein schreiberisches Schaffen seinen Ausgang genommen.
Er hat der Amerikanischer Traum für Illusion gehalten.
Im berühmtesten Bühnenwerk, Tod eines Handlungsreisenden, für das Miller 1949 den Pulitzerpreis erhielt.
"Theater hier ist eine reine geschäftliche Angelegenheit", bekannte er missmutig ein und war zugleich erfreut über die Beliebtheit seiner Stücke in Europa. Miller war einer der letzten Vertreter des psychologisch-realistischen Illusionstheaters, das selbst am traditionalistischen amerikanischen Dramenhimmel freilich vielfach überholt war; er nahm sich Ibsen zum Vorbild. Seiner moralischen Größe hat das keinen Abbruch getan.
Gefahren und Risiken des Existierens hat der schnell zur lebenden Legende der amerikanischen Dramatik gewordene Autor in seinem Leben stets mitgetragen und sie im Auftrag seines einbekannten Wahrheitsbewusstseins an das Publikum weitergegeben. Als mittlerweile knapp 90-Jähriger hat er, lange Zeit als "Gewissen der amerikanischen Nation" begriffen – für Europa unhörbar – noch die Bush-Politik im Irak kommentiert.
Politisches Bewusstsein und das Gespür für die richtige Seite, das hatte Miller schon früh, da war er noch Lagerarbeiter oder (manchmal parallel) so genannter Nacht-Journalist in kleinen Zeitungen, um sich sein Literatur- und Theaterstudium finanzieren zu können.
Und später, als er während der McCarthy-Ära in den 50er-Jahren als "Anhänger der Kommunisten" angeklagt war, hat er seine Standhaftigkeit so unter Beweis gestellt, wie es sich für einen mit Marilyn Monroe an den Rand des Glamours gekommenen (Ehe-)Mannes ziemte: Der Vorwurf "unamerikanischer Aktivitäten" wäre vom damaligen Vorsitzenden einen Tag vor dem Verhandlungstermin zurückgenommen worden, wenn sich die Monroe mit dem Beamten fotografieren hätte lassen. Monroe und Miller entschieden sich für die "Staatsfeindschaft". Ein Jahr später wurde die Klage fallen gelassen.
Er war mit zwei großen Frauen des 20. Jahrhunderts verheiratet. Nach seiner fünfjährigen Ehe mit Monroe hat er 1962 die aus Österreich gebürtige, vor fast genau zwei Jahren verstorbene Fotografin Inge Morath geheiratet.
Er war ein Widerstandler.
resistance in underground - 11. Feb, 23:53
Trackback URL:
https://wave.twoday.net/stories/517820/modTrackback