55.Berlinale

Samstag, 19. Februar 2005

Fateless ging leer aus

Es gab keinen Preis für die Verfilmung des des weltweit beachteten Romans von Imre Kertész

fateless buch

Ein enttäuschender Nachrücker
Auf wenig Gegenliebe stieß bei der Vorstellung der für den Wettbewerb nachnominierte ungarische Film Fateless nach dem Buch Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész. Der Film war nachgerückt, nachdem Heights von Chris Terrio mit Glen Close überraschend die Teilnahme am Wettbewerb zurückgezogen hatte. Doch die hoch gesteckten Erwartungen an die Verfilmung des weltweit beachteten Romans haben sich gestern nicht erfüllt.

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Imre Kertész hat als Jugendlicher die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Buchenwald überlebt. Aus der Perspektive dieses heranwachsenden Jungen schildert die Romanverfilmung in detailgenauen Einzelheiten den Weg,den die jüdische Bevölkerung Budapests während des Zweiten Weltkriegs nahm: vom Zwang zum Kauf

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des gelben Sterns über dessen Annähen an die Kleidungsstücke bis zu den Deportationen; die verschiedenen Stationen in Auschwitz, Buchenwald und Zeitz; die Befreiung aus den Lagern und die Rückkehr ins Nachkriegs-Budapest.

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Der Versuch, dem Schrecken neue, bislang noch nicht gekannte Bilder zu geben, die gewissermaßen die Innenwelt eines KZ-Häftlings zeigen sollen, gelang nur teilweise,beinahe schönfärberisch war für manche der – beinahe – durchgehende Sepia-farbene Schleier, der über dem Leid lag. doch damit nicht genug.

fateless

Am Rande der Erträglichkeit waren die Bilder nicht, doch dafür quälte die pompöse und kitschige Orchestrierung Ennios Moricones, die zielsicher jeden berührenden Moment des Films mit zuckriger Soße übergoss. Bei so viel emotionalem Direktangriff blieben viele Zuschauer trotz es bedrückenden und bewegenden Themas eiskalt und verließen vorzeitig den Saal, was einer Höchststrafe gleichkommt.


Ungarn / Deutschland / Großbritannien 2005
Regie:Lajos Koltai koltai

Hauptdarsteller: Péter Vall, Miklós B. Székely, Zoltán Bezerédy, Péter Vall

Eigendlich schade,es war ein Thema zum Widerstand..

Zwei Silberne Bären gingen an

"Sophie Scholl-Die letzten Tage"

scholl

Die Widerstandsgruppe der "Weißen Rose", die in den Jahren 1942 und 43 in sechs Flugblättern zum Widerstand aufrief, den meisten geläufig. Das mutige Handeln der Münchner Studenten, allen voran Hans und Sophie Scholl, und ihres Professors Kurt Huber steht inzwischen außer Frage, seltsame Selbstmord- und Kamikaze-Theorien sind vom Tisch. Dazu haben auch Filme wie Michael Verhoevens "Die weiße Rose" beigetragen, der 1982 den Bundesfilmpreis erhielt. Noch hat man das Gesicht der Hauptdarstellerin Lena Stolze vor Augen, wenn man an die "Weiße Rose" denkt. Dennoch hat man sich nun zu einem neuen Film über Sophie Scholl entschieden: "Sophie Scholl - Die letzten Tage".
Unter den neuen Produktionen über Deutschlands Nazi-Vergangenheit ist diese sicherlich die wichtigste. So fand sie zuletzt auch ihren Platz als im Wettbewerb der Berlinale.Und hat schliesslich zwei Silbernen Bären erhalten.

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Der Film wahrt den Abstand zu den Tätern, er menschelt nicht auf unangemessene voyeuristische Weise. Dennoch ist man nicht ganz froh mit diesem Dokudrama, das sich streng an Fakten hält. Der Autor Fred Breinersdorfer schrieb das Drehbuch nach Polizei- und Prozessprotokollen, die bis 1989 in Sicherheitsarchiven der DDR verschlossen waren. Sollte das Andenken der "Weißen Rose" verborgen bleiben, um die Geschichte des kommunistischen Widerstands nicht zu relativieren, ihm nicht seine Einmaligkeit zu nehmen? Fast scheint es so - ein bitterer Treppenwitz der Geschichte.
Breinersdorfer und der sorgfältige Regisseur Marc Rothemund konzentrieren sich auf die letzten sechs Tage der Münchner Widerstandsgruppe und ihrer Heldin Sophie Scholl, die zusammen mit ihrem Bruder Hans am 18. Februar 1943 beim Verteilen von Flugblättern, die zum Widerstand gegen Hitler aufriefen, im Lichthof der Münchner Universität festgenommen wurde. Nach kurzem Prozess wurden sie am 22. Februar zusammen mit anderen Mitgliedern der Gruppe hingerichtet.
"Wollen wir weiter einem Dilettanten das Schicksal unserer Armeen anvertrauen? Wollen wir den niedrigsten Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest unserer deutschen Jugend opfern? Nimmermehr! Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung der deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk erduldet hat", hatte es im sechsten und letzten Flugblatt der "Weißen Rose" im Februar 1943 geheißen.

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Der Text besticht in seiner Klarheit auch Jahrzehnte danach, Kühnheit und Mut der Schreiber und Verteiler sind bewunderungswürdig und jenseits bloßen Eifers. So ist zu bedauern, dass sich der Film nun beinahe ausschließlich auf die Zeit nach der Verhaftung, auf das Polizeiverhör und den Prozess vor dem Volksgerichtshof Freislers beschränkt. Hätte man etwa die Perspektive Sophie Scholls eingenommen, dann wären Motive und Werdegang der mutigen Studentin eindrucksvoller zu zeigen gewesen. So aber bekommt der verhörende Münchner Polizeischerge namens Mohr (Alexander Held) eine seltsam übergewichtige, unangemessene Bedeutung. Es interessiert letztlich aber nicht wirklich, ob er der Verhafteten tief in seinem Innersten gerne eine Chance gegeben hätte. Er hat es nicht getan. Er nimmt hier bloß den Platz weg, der anderen gebührt.

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"Sophie Scholl - Die letzten Tage" wollte sich offenbar allzu bewusst von seinen Vorgängern zum selben Thema unterscheiden. Zuweilen ergeht sich der Film tatsächlich in ermüdenden Disputen, wenn er tagelange Verhöre in zeitlich-räumlicher Einheit zusammenzieht. Glücklicherweise aber weiß der Zuschauer längst, auf wessen Seite das wahre Recht zu finden ist. Julia Jentsch allerdings ist eine Sophie Scholl, die überzeugt, weil sie das Gedächtnis an die zeitgeschichtliche Figur und damit den zeitlichen Abstand geradezu mitzuspielen scheint. Sie verwandelt sich die große Rolle völlig unpathetisch an. Doch hätte man ihr - wie dem gesamten Film - mehr Atem, mehr von der Leichtigkeit des Rahmens gegönnt. Dort sind Sophie Scholl und ihre Freundin am Lautsprecher zu sehen. Sie lauschen Swingmusik und sind noch voller Heiterkeit. Eine Heiterkeit, die erst am Ende wiederkehrt, wenn spät, zu spät für viele, doch das Gute siegt.

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